Ort Sweetwaters Privatreservat

 

 

 

 

Allgemeine Informationen:

 

Ort und Lage:

Das Sweetwaters Reservat liegt in der privat geführten Ol Pejeta Conservancy auf dem Laikipia Plateau, knapp 20 km nordwestlich von Nanyuki, auf Höhe des Äquators zwischen dem Mount Kenya und den Aberdares.
Die Ol Pejeta Conservancy ist über 350 km² groß, das Sweetwaters Reservat selbst immerhin knapp 90 km².

Es eignet sich prima für einen Zwischenstopp mit ein bis zwei Übernachtungen, wenn man z.B. von Nairobi in Richtung Samburu, zum Mount Kenya oder in die Aberdares fährt.

 

Anfahrt:

Angeblich braucht man für die knapp 250 km auf zumeist bemerkenswert guten Strassen von Nairobi aus ca. 2,5 Stunden. Wir sind die direkte Route über Thika und Nano Moru gefahren und haben mit zwei Zwischenstopps fast 4 Stunden gebraucht.
Es besteht auch die Möglichkeit nach Nanyuki zu fliegen.

 

Geschichte:

Das Gebiet der Sweetwaters Game Reserve gehörte einst Lord Tom Delamere, dessen Ranch Ol Pejeta heute ein Luxus Hotel ist.
Später wurden das Land und die Ol Pejeta Ranch von dem saudi-arabischen Multimillionär Adnan Kashoggi gekauft und im Jahr 1989 in ein privates Schutzgebiet umgewandelt, in dem u.a. Schwarzmaul-Nashörner gezüchtet werden.
Heute hat das Reservat angeblich die größte Tierdichte pro Fläche von ganz Kenia.
Seit 1993 beherbergt Sweetwaters ein in Zusammenarbeit mit dem Kenya Wildlife Service und dem Jane Goodall Institut geführtes eingezäuntes Schutzgebiet für ehemals gefangene und misshandelte Schimpansen.
Neben einer Forschungsstation, die u.a. die Schwarzmaul-Nashorn, Zebra und Löwenpopulationen überwacht, ist Sweetwaters das neue Zuhause für das Nashorn Morani und ein Warzenschwein namens Carol.

 

Reisezeit:

Mitte November 2005, also mitten in der kleinen Regenzeit.
Als wir ankamen war es relativ kühl und feucht und obwohl am zweiten Tag morgens die Sonne schien, hatten wir den Eindruck, dass man Sweetwaters besser in den trockeneren Monaten besuchen sollte.

 

Lokale Vorschriften:


Auch wenn Sweetwaters ein privates Reservat ist, gelten hier ähnliche Regeln, wie in den Nationalparks:
Mit dem Auto nicht die Piste verlassen, keinen Kontakt zu Tieren aufnehmen und bei Einbruch der Dunkelheit wieder im Camp sein, sonst gibt's Ärger.

 

Sonnenuntergang

 

 

 

 

Landschaft:

 


Das Reservat liegt mitten auf dem Laikipa Plateau. Die Landschaft dort besteht zum größten Teil aus Gras-Savanne mit ein paar Büschen und vereinzelten Bäumen und Baumgruppen.

 

Strasse durchs Reservat

 


Entlang des Ewaso Nyiro Flusses, der mitten durch das Reservat fließt, findet man einen beeindruckenden Gallerie-Wald mit echtem Tarzan-Feeling. Schaut man (bei klarem Wetter) Richtung Südosten, so kann man den Mount Kenya sehen, Richtung Südwesten die Aberdares.

 

Tarzen-Feeling am Ufer des Ewaso Nyiro Blick auf den Mount Kenya Gras-Savanne, im Hintergrund die Aberdares  

 

 

 

 

Tiere:

 

Artenvielfalt:

Angeblich hat Sweetwaters die größte Tierdichte pro Fläche aller kenianischen Naturparks und Reservate.
Neben den Big 5 leben hier u.a. Giraffen, Zebras, Elen-, Oryx- und Rote Kuh-Antilopen, Impalas, Wasserböcke, Grant und Thompson Gazellen, Warzenschweine, Geparden, Schabracken-Schakale und Paviane.

Außerdem gibt es, vor allem in der Nähe des Ewaso Nyiro, mehrere hundert teils seltene Vogelarten.

 

Gesehen:

Wir haben hier neben Zebras, Giraffen und Warzenschweinen viele Wasserböcke und Impalas gesehen ...

 

Das allererste Zebra Netz-Giraffe in der Dämmerung Warzenschwein  

 

Die ersten Impalas Raufbolde ... Impala Bock  

 

2 Wasserboecke am Waldrand zooooom ... noch einer ...  

 

... außerdem einen Marabu, eine Gabelracke und mehrere Glanzstare.

 

Gabelracke Dreifarben-Glanzstar Marabu  

 

 

 

 

Besonderes:

 

Schimpansen-Schutzgebiet:

Das Schimpansen-Schutzgebiet von Sweetwaters ist der einzige Ort in Kenia, an dem man Schimpansen in halbwegs natürlicher Umgebung beobachten kann.
Es wurde 1993 gegründet, als das Jane Goodall Institut wegen des Bürgerkriegs in Burundi einen neuen Platz für 3 aus grausamer Gefangenschaft gerettete Schimpansen benötigte. Heute wird es u.a. in Kooperation mit dem KWS geführt und beherbergt im November 2005 26 Schimpansen und 2 im Schutzgebiet geborene Babys.
Heute werden in Sweetwaters vor allem verwaiste Schimpansenkinder und misshandelte Schimpansen aufgenommen, die hier in einem ca. 1 km² großen eingezäunten Schutzgebiet leben, dass weitestgehend ihrem natürlichen Lebensraum entspricht.

Unser Ranger erzählte uns, dass die Schimpansen anfangs nicht nur nichts mit ihrer neuen Freiheit anfangen konnten, sondern unselbständig und völlig unkommunikativ waren und es öfters zu Streitigkeiten kam. Seit der Geburt des ersten Babys haben sie jedoch scheinbar ihren Gruppeninstinkt wieder entdeckt und so haben sich in den letzten Jahren zwei Familienverbände entwickelt, die jetzt in zwei von einander abgegrenzten Arealen leben.
Nun hofft man, dass gerade die als Waisen aufgenommenen Tiere in der jüngeren Gruppe, bei der man den Kontakt zu Menschen so gut wie möglich zu vermeiden versucht, hier ein so selbständiges Leben lernen werden, dass man sie eines Tages wieder auswildern kann.

 

Schimpanse Schimpanse Schimpanse  

 

Auch wenn der erste Eindruck etwas durch hohe Drahtzäune getrübt wird, liegt das Schutzgebiet wunderschön am Ufer des Ewaso Nyiro, auf dem man, sofern es das Wetter zulässt, auch Bootsfahrten unternehmen kann, um die Schimpansen in den Bäumen zu beobachten.
Wir sind hier nur am Flussufer entlang gewandert.

Außerdem gibt es eine Aussichtsplattform, in der man die Tiere nicht nur gut beobachten kann, sondern in einer Art Gallerie auch die Fotos und die traurigen Lebensgeschichten aller hier lebenden Schimpansen kennen lernen kann.
Gleich neben dem Parkplatz steht ein kleines Informations-Zentrum, dessen besuch sich auch lohnt. Hier lernt man in einer Art Quiz viel wissenswertes und auch uns als Biologie interessierten Laien bisher Unbekanntes über diese Tiere. Außerdem kann man sich ausführlich über die Projekte des KWS und des JGI erkundigen und bekommt einen erschreckenden Einblick in die grausamen Lebensbedingungen gefangener Schimpansen und den Handel mit dem sogenannten Bushmeat.
Wenn man sich für Tierschutz engagieren will, dann findet man hier ein wirklich sinnvolles Einsatzgebiet.

 

Das Schutzgebiet Am Ufer des Ewaso Nyiro Das Informations-Zentrum  

 

Das Schwarzmaul-Nashorn Morani:

Morani wurde 1974 als Baby in der Nähe seiner im Amboseli Park von Wilderern getöteten Mama gefunden. Er wurde im Daphne Sheldricks Tierwaisenhaus aufgezogen und danach wieder ausgewildert. Da Morani schon immer sehr zutraulich war, bestand allerdings die Gefahr, dass er ebenfalls Wilderern zum Opfer fallen könnte. Daher musste er mehrmals in andere Parks umziehen.
Als es gerade schien, dass sein trauriges Schicksal eine gute Wendung genommen hatte und er sich in eine hübsche Nashorndame verliebt hatte, wurde er von einem älteren und viel kräftigeren Konkurrenten schwer verletzt. Er konnte zwar gerettet werden, doch er war nicht mehr gesund genug, um alleine in der Wildnis zu überleben. Außerdem war er bei dem Kampf quasi kastriert worden.
Schließlich richtete man ihm in Sweetwaters ein eigenes eingezäuntes Zuhause ein, in dem er rund um die Uhr bewacht, liebevoll betreut und mit seinem Lieblingsfutter verwöhnt wird. So kann Morani seinen Lebensabend wenigstens satt und in Ruhe verbringen.

Morani ist eines der wenigen Nashörner, die sich freiwillig von Menschen streicheln lassen. Am liebsten mag er es, wenn man ihn hinter dem Ohr krault. Dann gibt er lustige Grunzgeräusche von sich und lehnt sich regelrecht gegen einen, was mich beinahe umgeworfen hätte. Zumindest habe ich dabei einen guten Eindruck von Gewicht und der Kraft eines ausgewachsenen Nashorns bekommen.

 

Morani Morani und ein Glanzstar Man kann Morani streicheln  

 

Das Warzenschwein Carol:

Gleich neben Morani lebt ein zahmes Warzenschwein namens Carol. Es wurde in Sweetwaters als einsames, kleines Ferkel gefunden. Da die Mutter nicht mehr zurück kam, wurde Carol von den Rangern mit der Flasche großgezogen und ist daher ziemlich zutraulich.
Im November 2005 hatte sie gerade ein paar niedliche, neugierige und laut quieckende Ferkel.

 

Carol und Kids Ein neugieriges Ferkelchen Schmatz  

 

 

 

 

Unser Fazit:

 

Persönlicher Eindruck:

Der Abstecher nach Sweetwaters hat sich für uns durchaus gelohnt und wir werden uns immer gerne daran erinnern. Hier haben wir unsere erste Nacht in einem Safari-Zelt verbracht und unsere aller ersten Zebras, Giraffen, Impalas und Wasserböcke in freier Natur gesehen.
Besonders beeindruckt hat uns das Schwarzmaul-Nashorn Morani - wann kann man schon mal ein Nashorn hinter dem Ohr kraulen - und auch das Schimpansen-Refugium mit seinem Informationszentrum war sehr interessant.

Von der angeblich höchsten Tierdichte aller kenianischen Reservate haben wir zwar nichts gemerkt und auch keinen der Big Five gesehen, aber das lag wohl am schlechten Wetter und unserem nicht sehr bemühten Fahrer von Private Safaris, der einfach nur mit ziemlichem Affenzahn über die Pisten des Reservates bretterte und erst nach lautem Protest anhielt, damit wir mal kurz unsere erste Giraffe bewundern konnten.

 

Würden wir dort noch mal hinfahren ?

Ja, aber nur für einen Zwischenstopp auf dem Weg in den Norden oder die Aberdares. Wir würden dann aber etwas länger dort bleiben, um das Reservat besser kennen zu lernen und ein paar der angebotenen Aktivitäten, wie eine Vogel-Beobachtungstour, eine Bootsfahrt auf dem Ewaso Nyiro und einen nächtlichen Game Drive zu machen.
Nur für einen Besuch von Sweetwaters wäre uns der Weg von Nairobi aus allerdings zu weit.

 

Unsere Bewertung:   +   von  

( Zeitverschwendung     Wenn es auf dem Weg liegt     Unbedingt hinfahren     Da will ich noch mal hin)

 

 

 

 

© Sabine Noack und Tom Hebel, Februar 2006